Zivilcourage
Zivilcourage bedeutet, dass Sie sich mutig für andere einsetzen, auch wenn das unangenehm ist oder für Sie persönlich Konsequenzen mit sich bringen kann. Es geht darum, Ungerechtigkeiten oder Gefahren nicht einfach zu ignorieren, sondern aktiv zu handeln, um anderen zu helfen und Missstände zu bekämpfen. Menschen mit Zivilcourage setzen sich für das Wohl anderer oder der Gemeinschaft ein.
Welche Formen von Zivilcourage gibt es?
Zivilcourage kann auf verschiedene Arten gezeigt werden, je nach Situation. Hier sind einige Beispiele.
Wird jemand unfair behandelt, beleidigt oder sogar angegriffen, zeigen Sie Zivilcourage, indem Sie einschreiten. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie sich selbst in Gefahr bringen müssen. Oft reicht es schon, Hilfe zu holen, andere anzusprechen oder in der Situation laut zu sein, um Täter*innen abzuschrecken.
Beispiel
In der U-Bahn sehen Sie, wie eine Person rassistisch beleidigt wird. Statt wegzusehen und die Situation zu ignorieren, stellen Sie sich schützend neben das Opfer und rufen laut, dass das Verhalten des*der Angreifenden nicht akzeptabel ist.
Zivilcourage zeigen Sie auch, wenn Sie in medizinischen Notsituationen schnell handeln, statt zuzuschauen. Das kann Leben retten.
Beispiel
Sie sehen, wie ein älterer Herr auf der Straße zusammenbricht. Statt einfach vorbeizugehen, bleiben Sie stehen, wählen den Notruf und leisten Erste Hilfe.
Manchmal ist Zivilcourage ganz alltäglich. Sie zeigt sich darin, dass Sie für Ihre Überzeugungen einstehen oder selbstlos etwas Gutes tun – auch wenn es unbequem oder schwieriger für Sie ist.
Beispiel
Sie beobachten, wie jemand Müll in die Natur wirft. Statt es zu ignorieren, sprechen Sie die Person freundlich darauf an oder sammeln den Müll selbst auf, um ein Zeichen zu setzen.
Zivilcourage kann auch im gemeinsamen Handeln liegen. Wenn viele Menschen zusammen für Gerechtigkeit eintreten, ist das oft wirkungsvoller als Aktionen, die allein durchgeführt werden.
Beispiel
In Ihrer Nachbarschaft wollen einige Personen gegen eine Geflüchtetenunterkunft demonstrieren. Menschen mit Zivilcourage organisieren eine Gegenaktion, um zu zeigen, dass die Geflüchteten hier willkommen sind.
Warum ist Zivilcourage wichtig?
Zivilcourage trägt dazu bei, dass unsere Gesellschaft fairer und sicherer für alle wird. Wenn Sie mutig handeln, motivieren Sie auch andere, für das Richtige einzustehen und nicht wegzusehen. Zusammen können wir viel bewirken!
Wie können sie in Notfällen oder gefährlichen Situationen Zivilcourage zeigen?
Wenn Sie jemandem helfen wollen, der in Gefahr ist, sollten Sie mutig, aber nicht waghalsig sein. Diese Tipps helfen Ihnen, richtig zu handeln, ohne sich selbst zu gefährden.
Behalten Sie Ruhe und den Überblick
Bevor Sie etwas tun, atmen Sie tief durch und bewerten Sie die Lage:
- Was passiert gerade?
- Ist jemand in Gefahr?
- Gibt es in der Nähe weitere Menschen, die helfen können?
Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr
Es ist wichtig, zu helfen, aber Ihre eigene Sicherheit geht immer vor.
- Greifen Sie nicht direkt ein, wenn Sie sich dadurch selbst in Gefahr bringen.
- Suchen Sie stattdessen nach anderen Möglichkeiten, zu helfen (z. B. Hilfe holen).
Holen Sie Hilfe
Rufen Sie schnell Unterstützung, wenn die Situation gefährlich ist:
- Wählen Sie 110 für die Polizei oder 112 für den Rettungsdienst.
- Sprechen Sie andere Menschen in der Nähe an und bitten Sie sie, Ihnen zu helfen.
- Beispiel: „Sie dort im blauen Mantel, können Sie bitte den Notruf wählen?“
Unterstützen Sie die betroffene Person
Zeigen Sie der betroffenen Person, dass sie nicht allein ist:
- Sprechen Sie beruhigend: „Ich bin da, wir kümmern uns.“
- Wenn möglich, bringen Sie die Person an einen sicheren Ort.
Bleiben Sie anonym, wenn nötig
Wenn Sie Angst haben, erkannt zu werden, können Sie anonym helfen.:
- Rufen Sie die Polizei, ohne Ihren Namen zu nennen.
- Machen Sie ein Foto oder ein Video aus sicherer Entfernung und geben Sie es später der Polizei.
Berichten Sie, was Sie gesehen haben
Wenn Polizei oder Rettungskräfte eintreffen, erzählen Sie ihnen, was passiert ist:
- Beschreiben Sie genau, was Sie gesehen haben.
- Wenn Sie etwas Wichtiges aufgenommen haben, zum Beispiel ein Video mit Ihrem Smartphone, geben Sie es weiter.
- Fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an.
Wichtig: Zivilcourage heißt nicht, dass Sie sich in Gefahr bringen, sondern dass Sie so mutig Sie können handeln. Jede kleine Hilfe zählt!
Möchten Sie noch mehr über Zivilcourage wissen und sich auf Situationen im Alltag vorbereiten?
Die Initiative Zivile Helden hilft Menschen, Zivilcourage zu lernen und in gefährlichen Situationen richtig zu handeln. Ein besonders spannender Teil des Angebots sind interaktive Videos auf der Webseite:
- Realistische Szenarien: In den Videos sehen Sie echte Konfliktsituationen, wie Mobbing, Gewalt oder Belästigung zu den Themen Antisemitismus, Verschwörungserzählungen, Gewalt, Hass im Netz und Radikalisierung.
- Sie entscheiden: Während des Videos werden Sie gefragt, was Sie in bestimmten Momenten tun würden. Mit einem Klick können Sie verschiedene Entscheidungen ausprobieren.
- Lernen durch Ausprobieren: Die Videos zeigen Ihnen, welche Handlung die beste ist, ohne dass Sie selbst in Gefahr geraten.
- Praktische Tipps: Am Ende erhalten Sie konkrete Hinweise, wie Sie in solchen Situationen sicher und effektiv helfen können.
Mit den interaktiven Videos können Sie sich vorbereiten, mutig und richtig zu handeln – ganz bequem und sicher von zu Hause aus!
Mehr Informationen finden Sie z. B. auch beim Weissen Ring und dem Bundesnetzwerk Zivilcourage. Falls Sie Menschen kennen, die Verschwörungserzählungen glauben, können Sie sich an veritas wenden, eine Beratungsstelle für Betroffene von Verschwörungserzählungen.
Brauchen Sie Unterstützung?
Haben Sie selbst Gewalt oder Diskriminierung erfahren? Kennen Sie eine betroffene Person, der Sie helfen möchten? Möchten Sie sich einfach informieren, damit Sie gewappnet sind?
Dann finden Sie Beratungsangebote in Berlin und Brandenburg zu verschiedenen Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen in unserer Datenbank.